Funktionsweise der Atmos-Uhr
Die ATMOS von Jaeger-LeCoultre ist eine einzigartige mechanische Uhr. Seit Anfang der 1930er Jahre ist diese Drehpendeluhr käuflich zu erwerben und wird auch heute noch – fast baugleich – von JLC verkauft.
Die ATMOS-Uhr nutzt kleinste Temperaturschwankungen, um kontinuierlich Energie zu gewinnen und eine Gangreserve aufrecht zu erhalten.
Hinter dem extrem leichtgängigen Uhrwerk befindet sich eine hermetisch abgedichtete, mit Ethylchlorid gefüllte Druckdose, die äußerst sensibel auf Temperaturschwankungen reagiert und so über einen Metallfaltenbalg Bewegung erzeugt: Steigt die Temperatur, dehnt sich das Gas in der Druckdose aus und umgekehrt. Dieser Druckunterschied treibt einen Mechanismus an, der wiederum die Uhr aufzieht. Eine Temperaturänderung von nur einem Grad kann genug Energie erzeugen, um die Uhr zwei Tage lang in Gang zu halten. Die Uhr muss also nicht von Hand aufgezogen werden und läuft nahezu unbegrenzt, solange sie den natürlichen Schwankungen der Umgebungstemperatur ausgesetzt ist.
Die ATMOS von Jaeger-LeCoultre ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein ästhetisches Juwel. Sie vereint traditionelle Handwerkskunst und innovative Technologie zu einer Uhr, die die Zeit auf natürliche Weise misst und Uhrenliebhaber auf der ganzen Welt begeistert.
Geschichte der Atmos-Uhr
Im folgenden finden Sie einen Überblick über die Entwicklung der Atmos-Uhr. Seit der Erfindung im Jahre 1928 wurde die legendäre Atmos-Uhr von Jaeger-LeCoultre immer wieder neu gestaltet. Das besondere: ein nahezu “ewiges Uhrwerk“, dass vom Atem der Welt angetrieben wird. Seit jeher war es ein Traum der Uhrmacherei eine Uhr zu konstruieren, die keiner äußeren Kräfte bedarf, um zu laufen – sozusagen ein Perpetuum mobile. Der Trick: Eine hermetisch abgeschlossene Kapsel – die so genannte Druckdose – reagiert auf Temperaturschwankungen und zieht somit die Uhr auf – ohne menschliches Zutun. Das sehr filigrane und auf äußerste Effizienz ausgelegte Uhrwerk kann so über viele Jahrzehnte hinweg durchlaufen. Eine Temperaturschwankung von nur einem Grad Celsius reicht aus, um die Uhr für 48 Stunden in Gang zu halten. Ein Meisterwerk der Technik! Im folgenden versuchen wir die Geschichte der Modelle aufzugreifen und gehen auf die technischen Unterschiede als auch auf die ästhetisch zeitlose Verbindung von Klassik und Moderne ein. Ich wünsche viel Freude beim Kennenlernen und Erkunden der unterschiedlichen Kaliber und Variationen…
Atmos I
Im Jahr 1930 startete die Fabrikation der ersten Reutter-Uhr, den Vorreitern der Atmos-Uhr. Es gab von 1932–34 circa 24 verschiedene Modelle, die ersten Reutter-Uhren waren noch mit dem „Cluses“ Werk ausgestattet – mit nur 4 Rubinen, der Rest der Zapfen war stahlgelagert. Ab 1932/33 wurde ein neues Werk Kaliber 30‘‘A verbaut, mit 15 Rubinen versehen. Hauptunterschied zu der späteren Atmos-Uhr war aber vor allem der auf Quecksilber-basierende Motor, der die Temperaturschwankungen der Atmosphäre auf das Federhaus übertrug. Ab dem Jahr 1936 begann die Entwicklung an einem neuen Aufzugsprinzip, da die Gefahren von Quecksilber bekannt wurden und das Glas-Konstrukt — welches das Quecksilber — beinhaltet sehr fragil war.ATMOS II
Die erste „richtige“ Atmos-Uhr, betrieben mit einem gasgefüllten Metallfaltenbalg, wurde in den Jahren 1935–38 entwickelt. Das Uhrwerk wurde weiter entwickelt und ein neues Gehäuse mit Glasscheiben entworfen. Das typische Design, welches bis Anfang der 90er Jahre bestehen blieb, war geschaffen. Über die Jahre gab es kleinere Veränderungen am Design, wie z.b. den Justier-Drehknopf der nach hinten zur Druckdose, oder aber nach vorne, Richtung Zifferblatt zeigt. Die Platine zeigt den bis heute gängigen Genfer Schliff. Die Atmos II wurde ab 1939 verkauft und ging das erste Mal in langjährige Serienproduktion. Der Mythos des Perpetuum Mobile war geschaffen.ATMOS III
Mit dem Kaliber 519 wurden weitere kleinere Veränderungen vorgenommen. Die Feinjustage wurde überarbeitet und mittig vorne über das Zifferblatt gesetzt, die Platinenbreite wird verringert und der Aufbau des Gehäuses etwas vereinfacht – die Uhr wird insgesamt massentauglicher in der Produktion. Das Uhrwerk bleibt größtenteils unverändert. Die Stückzahl der produzierten Uhren steigt von 2.000 im Jahre 1948 auf 10.000. bis zum Jahre 1951.Sonderreihe ATMOS IV
Die Kaliber 522 und 532 waren Sondermodelle die nur kurz produziert wurden und als Zwischenmodelle gelten. Beide Kaliber verwenden ein modifiziertes Ankerrad des Kalibers 519, sonst gab es vor allem kleinere optische Anpassungen. Heute findet das Kaliber 522 häufig unter der Bezeichnung „Tuxedo“ aufgrund der hervorstechenden Front-Türe die mit dem auffälligen Genfer-Schliff verziert ist. Das Kaliber 532 unterscheidet sich nur geringfügig vom Kaliber 526, hier wurde die Gehäuse-Front neu interpretiert, die Uhr hat eine voll “gerahmte“ Türe und ist mit einem neuen Design versehen. Kaliber 522 und 532 haben schwerere dachförmige Frontsäulen. Soweit bekannt wurde das Kaliber 522 nur in den Seriennummern 60.000 bis 69.000 gebaut. Dieses Modell wurde nur in geringer Stückzahl produziert.Atmos V
Mit dem Kaliber 526 wird die Serienproduktion der Atmos-Uhr weiter fortgesetzt. Der Bau eines neuen Werkes ermöglicht die Produktion von 1.500 Atmos-Uhren pro Monat, die Uhr wird in der Schweiz als Staatsgeschenk überreicht, in den USA sehr häufig als Firmengeschenk für Mitarbeiter zum Jubiläum. Daher findet man dieses Modell auch häufig graviert oder mit einer verklebten Plakette an der Front. Oben angesprochenes Kaliber 519 wird parallel produziert, befindet sich aber im Auslauf. Das Kaliber 526 selbst unterscheidet sich vor allem durch geringere Baumaße, was ihr auch den Beinamen „Baby-Atmos“ gibt. Das Gehäuse wurde abgeändert, die Pendelarretierung ist innenliegend unter dem Zifferblatt – nicht mehr unter dem Gehäuseboden. Weiterhin hat die Uhr keine Glashaube mehr, die abnehmbar ist, sondern eine kleine Türe, die mit einem vergoldeten Messingknopf zu öffnen ist. Das Uhrwerk Kaliber 526 wird über Jahrzehnte in diesem klassischen Uhrengehäuse verbaut, es entstehen ebenfalls viele Variationen und Sondereditionen. So zum Beispiel die Modelle Atmos Vendome, die Atmos Marina, Elysée, Feulle d’Or, Cintrée, Bamboo, Windsor, Royale…Atmos VI
Hier wird das größere Ursprungs-Modell der Atmos-Uhr wiederbelebt. Der Erfolg der Marke führt dazu noch weitere Modelle auf den Markt zu bringen. Die alten Maße werden kombiniert mit dem neuen weiterentwickelten Werk und den schlankeren Platinen. Die Uhr hat anfangs noch eine Haube wie die Atmos II und Atmos III. Diese wird in folgenden Modellen ab Atmos VIII zu einer Fronttüre mit kleinem Drücker abgeändert. Wir haben leider keine offiziellen Angaben zu dem Herstellungszeitraum, unsere eigenen Aufzeichnungen lassen aber den Schluss zu, dass dieses Modell bereits ab 1958 produziert wurde.Atmos VIII
Parallel zu oben genannten Kalibern wird die Atmos VIII, Kaliber 528/1 im Jahre 1967 in die Kataloge aufgenommen. Erstmalig im Modell Embassy verbaut wird das Kaliber zur neuen Serien-Produktion. Zuerst wird dieses Modell noch mit einer Haube verkauft (Atmos VI), wie bei den vorherigen Varianten, später wird hier auf eine Fronttüre umgestellt (Atmos VIII). Die Gehäuse-Proportionen sind wieder größer, das Uhrwerk lässt sich durch eine herausnehmbare Frontscheibe einstellen und regulieren. Wieder gibt es verschiedene Zifferblatt-Varianten und einige Sonder-Editionen wie zum Beispiel die Atmos “Phantasie-Modelle“ (designed von Luigi Colani, in Katalogen 1974/75). Man sagt dieses Kaliber sei das meistgebaute Kaliber der Atmos Uhr bis heute.Limitierte Editionen
Speziell hervorzuheben sind verschiedene Sonder-Editionen der Atmos-Uhr, die immer wieder in Kleinstproduktion gefertigt wurden und meist zu verschiedenen Firmenjubiläen produziert worden sind. Hierunter fällt z.B. die Atmos Jubilè (limitiert auf 1500 Stück, ab 1979), die Atmos Prestige (limitiert auf 3000 Stück, ab 1981), die Atmos 150th Jubiläumsuhr (limitiert auf 1.500 für den Weltmarkt und 1.500 für den amerikanischen Markt) und die Atmos Opera, welche keine Limitierung hatte und von 1987–1996 verkauft wurde. Hier wurde häufig auf die Design-Wurzeln der Atmos-Uhr zurückgegriffen und mit zeitgemäßer Technik versehen. Das originale Prototypen-Design der Reutter-Uhren (1930er Jahre) war hier stets Vorlage. Diese Modelle erfreuen sich auch heute großer Beliebtheit. Vor allem das detailreiche Design mit facettierten Scheiben und großen verschraubten Unruh-Gewichten zeugt von dem Flair der vergangenen Zeit.Das Redesign eines Klassikers
Ab 1983 wurde das im Design generalüberholte Kaliber 540 in den Katalogen geführt. Ein schlankeres Design und im Detail veränderte Proportionen standen im Vordergrund. Technisch wurde das Werk komplett neu aufgebaut: Die Werksplatine, die Pendelaufhänung und alle Zahnräder wurden komplett neu designed. Auch wurde das Federhaus versetzt und so war zum ersten Mal eine Mondphase möglich — und das ohne ein extra Getriebe! Dies war die erste “Komplikation“ der Atmos-Uhr, das so genannte Kaliber 544 — ein Meilenstein. Zu Beginn wird dieses Kaliber ebenfalls mit Temperatur- und Hygrometer ausgestattet. Von Aussen nicht sichtbar, aber von großer Bedeutung: Der Fertigungsprozess der Druckdose, das Herzstück jeder Atmos-Uhr, wurde grundlegend überarbeitet. Der mit Gas gefüllte Metallfaltenbalg der sehr sensibel auf jede Temperatur-Veränderung reagiert, wurde nun in einem industriellen Plasma-Schweissverfahren gefertigt, was die Lebensdauer enorm verlängert und so der Atmos-Uhr zu einer noch längeren Lebensdauer verhilft. Verschiedene Modelle, Zifferblatt- und Kaliber-Varianten wurden eingeführt.Sondermodelle
Neben verschiedenen Gehäuse-Variationen haben es verschiedene Design-Variationen geschafft einen besonderen Stellenwert zu erhalten. Unterschiedliche Varianten wie zum Beispiel die Atmos Fontainebleau im Holzgehäuse werden aufgelegt und sorgen für Aufsehen. Allen voran die 1995 entworfene Atmos Atlantis/3000. Der Designer KOHLER et REKOW in Paris entwarf das zukunftsweisende Design, dass die Atmos-Uhr in einem Glastrapez auf 3 großen spitzen Metal-Kegeln trägt. Verschiedene Ausführungen, in gold oder rhodiniert, wurden in geringer Stückzahl produziert. Ein Meisterwerk der Technik und in der Uhrengeschichte nahezu einmalig ist die „Atmos Atlantis du Millenaire“ welche mit einem ewigen Mond, Monats und Jahreskalender ausgestattet ist. Ein schneckenförmiges Zifferblatt zeigt mit einem separaten Zeigerwerk die Jahreszahlen ab 2000 nach Christus bis zum Jahr 3000 nach Christus an. Eine Uhr, die den Gedanken „bis in alle Ewigkeit“ in sich trägt.Auch von dieser Variante gibt es Sonder-Editionen wie die Atmos du Millenaire Marqueterie (Kaliber 546). Ein luxuriös in Handarbeit gefertigtes Nussbaum-Gehäuse mit komplizierten Einlege-Arbeiten unterstreicht das Besondere dieser Uhr.